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KULTURSALON Kunst und Diktatur

4. Mai 2023, 19:00 bis 21:00 Uhr

Stiftung Brandenburger Tor, Pariser Platz 7, 10117 Berlin

Thema des KULTURSALONS

 

Das Schicksal Liebermanns und andere Künstler*innen und Schriftsteller*innen unter der Herrschaft der Nationalsozialisten sind in ihrer zeitlosen und erschreckend aktuellen Dimension und Tragweite Thema dieses KULTURSALONS am historischen Erinnerungsort.

 

Anlässlich des Austritts Max Liebermanns aus der Akademie der Künste sowie seines Rücktritts als deren Ehrenpräsident vor 90 Jahren, soll an diesem Abend der Blick darauf gerichtet werden, mit welchem spukhaftem Tempo die Unterdrückung Andersdenkender, die Entrechtung der Juden und die Beraubung der Künste um ihre Freiheit als Wesenselement und Indiz für politische Freiheit und damit die Zerstörung des demokratischen Rechtsstaates im Frühjahr 1933 von statten gehen konnte.

 

Was geschah in der Akademie während dieses bisher dunkelsten Kapitels ihrer Geschichte? Wie verhielten sich die Mitglieder der Akademie unter dem diktatorischen Druck und der damit einhergehenden Frage politischer und genuin menschlicher Positionierung?

Welche Handlungsspielräume gab es zwischen innerer Emigration, Exil und Tod, Bücherverbrennung und intellektuellem Widerstand, zwischen Mann und Benn?

Wie beeinflusst(e) eine Diktatur Künstlerbiographien und Werk? Und letztlich die Frage: kann Kultur auf undemokratischem Boden existieren?

 

Zum historischen Hintergrund

 

Der Pariser Platz mit Brandenburger Tor und Liebermann-Haus evoziert gespenstische Erinnerungen; denn hier marschierten vor 90 Jahren SA-Truppen mit brennenden Fackeln durch das heutige Wahrzeichen der deutschen Wiedervereinigung und trugen damit symbolisch die Weimarer Republik ebenso wie die mit ihr verbundene künstlerische Vielfalt zu Grabe.

Der immer schärfer werdende Ton gegen Juden und Andersdenkende war zwar nicht erst in den Brandmonaten des Frühjahr 1933 laut geworden, wurde aber nun mittels Gesetzes und Repression und verbunden mit drastischen Änderungen in der Kulturpolitik brutal durchgesetzt.

 

Der erzwungene Austritt von Käthe Kollwitz und Heinrich Mann aus der Preußischen Akademie der Künste am 15. Februar 1933 hatten den Auftakt einer radikalen Gleichschaltung dieser Institution gebildet, deren genuiner Auftrag seit der Antike die Erziehung zum freien Gespräch und zu einer vorbildlichen Kunst des Denkens und Lebens gewesen war.

Am 7. Mai 1933 trat Max Liebermann nach mehr als dreißigjähriger Zugehörigkeit aus der Akademie aus und legte das Amt des Ehrenpräsidenten mit einem lakonischen Schreiben nieder. Der Demission folgte der totale Rückzug des einstigen Malerfürsten und assimilierten Juden aus dem gesellschaftlichen Leben in die Depression.

Ein letztes Selbstportrait zeigt ihn gebrochen. Er stirbt am 8. Februar 1935. Nur ein Jahr später wurde seine Frau Martha aus dem Atelier- und Wohnhaus am Pariser Platz vertrieben. Ihr erzwungener Freitod jährte sich am 10. März 2023 zum 80. Mal.

 

 

 

Bildnachweise:

Der brennende Reichstag am 27/28. Februar 1933 (Wikimedia Commons)

Max Liebermann, Selbstportrait mit Strohhut 1934, Tate Britain (Wikimedia Commons)